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Gordon Ramsay, Krawall im US Fernsehen und The Big Ego ShowZoom Button

Symbolbild. Foto: Rowen Smith, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Gordon Ramsay, Krawall im US Fernsehen und The Big Ego Show

Gordon Ramsay, Krawall im US Fernsehen und The Big Ego Show

Gütersloh, 17. April 2023

Es läuft wieder Gordon #Ramsay. Immer wieder witzig. Er ist offenbar sehr passioniert und kompetent, hat aber auch ein extrem großes #Ego, das aber irgendwie auch fragil zu sein scheint.

Sein wichtigstes Wort ist »Fuck« … das zweitwichtigste ist »Standards«. Dann kommt »Cleaning the air«. Natürlich ist er auch ein absoluter Gegner von #TK Ware, #Mikrowellen (»Nuked in the microwave) und ein Verfechter (vielleicht der Erfinder?) der Idee »farm to table« (die EU »Experten« »farm to fork« nennen – was natürlich Quatsch ist, beispielsweise bei Suppe oder allem anderen, was man nicht mit der Gabel isst) …

Er muss zwingend alle Teilnehmer in den Sendungen komplett unterwerfen und auch persönlich runtermachen – das gehört zum Konzept. Und die Auswahl der #Teilnehmer ist natürlich so gestaltet, dass er auch reichlich angreifbare Punkte findet (Pfusch, Inkompetenz, Dreck et cetera). Natürlich wäre es auch sinnlos, wenn bei den Gastroshows erfolgreiche Betriebe teilnähmen.

Was aber aufschlussreich ist: Wenn ihm jemand Ravioli … Paroli bietet, dreht er völlig durch. Gibt aber meist (nicht immer) den Betroffenen dann doch noch die Chance, sich zu unterwerfen.

Eine Bistrobetreiberin hat er wüst beschimpft und angebrüllt … »You need therapy!« … »You are crazy« … »You arrogant bitch!« …

Einen gelassenen und ignoranten (aber zugegebenermaßen völlig inkompetenten) südamerikanischen Koch hat er komplett zerlegt (allerdings ganz in Ruhe).

Drei Bodybuilder mit einem Seafood Restaurant hat er wie Kleinkinder abgefertigt (indem er sie gegeneinander ausgespielt hat) und den Vater von einem der drei als Säufer geoutet. Aber die haben sich das bieten lassen (wahrscheinlich steht das im Vertrag). Psychologisches Gespür hat Ramsay zweifellos. Aber offenbar auch keinerlei #Skrupel.

Der #Klassiker ist natürlich »Amy’s Baking Company« … »Amy« und ihr Gatte werden (scheinbar zu Recht) als völlig verrückt dargestellt … und beide lassen sich von His Royal Gordoness gar nichts bieten. Da tritt er dann nach und es gibt im Nachhinein Besuche und Sondersendungen mit Interviews, mit denen »ABC« komplett zerlegt wird.

Aber davon leben viele US Fernsehshows – vom Krawall (in Deutschland weiß das die »Bild«, wie so etwas funktioniert – relevant ist in Erster Linie das, worüber man sich aufregt. Alle hassen »Bild«, aber jeder will drinstehen). Wenn sich die Ramsay Opfer unterworfen haben, ist er ihr bester Kumpel. Außer bei »Hell’s Kitchen«, wo Kochanfänger rektrutiert werden – die werden die ganze Zeit über nur angebrüllt und beschimpft und fliegen dann direkt raus. Und wer weiß – einerseits verhalten sich Leute tatsächlich seltsam (was ja dann durch die Filme »bewiesen« wird), aber wahrscheinlich provoziert man sie auch (etwa, wenn Amys (deutlich älterer) Mann einen Tobsuchtsanfall bekommt, weil sich ein Gast über die lange #Wartezeit beschwert und dann rausgeschmissen wird und trotzdem zahlen soll, es wird sogar mit der #Polizei gedroht.) Womöglich wird das alles provoziert und inszeniert. Aber wie gesagt – die Teilnehmer werden eben auch entsprechend ausgewählt, sodass solche Szenen möglich sind. Bekloppte gibt es zweifellos genug. Aber Fehler darf sich (nicht nur bei den Ramsay Shows) niemand leisten. Bestenfalls er selbst darf das (aber dann sind es natürlich keine Fehler). Ein Mann der klaren Worte und absolut kompromisslos. Aber er kann eben auch etwas vorweisen und ist kompetent. Ein circulus virtuosus.

Es gibt auch Ramsay Soloshows, wo es nur um die Sache geht, aber die sind natürlich im Vergleich dazu langweilig. Etwa, wenn er in aller Welt #Küchen und #Köche besucht und #Gerichte entdeckt. So etwas will doch keiner sehen …

Die hauptsächlichen Muster seiner Rhetorik und Eristik sind Strohmannargumente (Red Herrings), die er im Gegensatz zu manchem #Apparatschik aber nicht erfinden muss, denn es gibt sie ja tatsächlich, und auch Übertreibungen. Und so kann er eben problemlos alle fertigmachen und sich selbst krönen, was ja der Sinn der Shows ist. »Ich hatte das schlechteste Essen meines Lebens« … »Wirklich?« … »Wie läuft das Geschäft?« … tja – schlecht, deshalb macht das Lokal ja mit. Aber dass es schlecht läuft, ist letztlich kein Beweis dafür, dass es das schlechteste Essen seines Lebens war – auch gute Lokale können schlecht laufen – er selbst hat schon #Lokale geschlossen (womit er ab und zu sogar kokettiert).

Oft gräbt er auch Leichen aus dem Keller … und greift natürlich wie erwähnt die Schwachpunkte an. In einem amerikanischen Lokal, das wie ein Mafiaschuppen wirkt, bezeichnet ihn der Senior als »verrückten Briten mit einer verrückten Frisur« … aber er greift die Tochter und vor allem den Junior an – einen sonnenbankgebräunten Bodybuilder mit großkotzigem #Verhalten und einer S Klasse, dem er dann unter anderem nachweist, dass seine Armbanduhr nachgemacht ist. Aber selbst der traut sich nicht, Ramsay #Paroli zu bieten und reagiert sich an einem Inkassoaußendienstler ab, mit dem er eine Schlägerei anzettelt (was natürlich die Macher der Show und das Publikum lieben). 

Alles in allem ist das sehr schlau inszeniert und es sind genau die #Richtigen dabei. Das amerikanische #Fernsehen ist halt das beste. Das Konzept von »Kitchen Nightmares« hat in England nicht richtig gezündet … und die deutschen Fernsehmacher haben das Prinzip nie richtig verstanden. Dass Anstand der Grund dafür ist, ist nicht anzunehmen (Stichwort »Unterschichtenfernsehen« – der Begriff stammt mutmaßlich von Harald Schmidt).

Meist gibt es bei Ramsay jedenfalls ein Happy End und er ist der König. Leider ist das alles nur Show. Nüchtern betrachtet machen die meisten Lokale, die bei den Shows mitgemacht haben, am Ende dann doch zu. So einfach ist das eben alles nicht.

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